Folk oder nicht Folk, ist das wirklich die Frage?

Folk oder nicht Folk, ist das wirklich die Frage? - Folk, Liedermacher, Rudolstadt, Stoppok, TFF Rudolstadt

Frei nach Hamlet will ich Euch heut was fragen! Was bedeutet Folk für Euch? Was zählt Ihr zu Folk und was nicht? Wo sind für Euch die Grenzen? Gibt es überhaupt welche? Gehört Volksmusik zum Deutschen Folk? Gibt es Deutschen Folk? So viele Frage habe ich zu diesem Thema und ich möchte Euch einladen, gemeinsam mit mir, mit uns, eine Reise anzutreten, den Folk näher zu erforschen.

Jonas hat vor einigen Monaten mehrere Beiträge veröffentlicht, für die er recheriert hatte, wie es um den Folk steht. Bei Interesse könnt Ihr Euch die Liste hier noch einmal durchlesen: Music Tags bei LastFM, Music Tags bei MusicBrainz, MusicBrainz Eine Instrumentenliste und Folk ist der Urknall der Musik.

Sicherlich ist mir klar, dass die Folkszene keine große Mainstream-Bewegung ist. Doch scheint es mir dennoch enorm schwierig, vor allem deutschsprachigen Folk bzw. Folk mit Herkunft aus Deutschland zu finden. Schnell stößt man m. E. nach immer wieder an zwei Grenzen: auf der einen Seite die Volksmusik, mit der ich mich so gar nicht indentifzieren kann und auf der anderen Seite die Liedermacher-Szene, die mich zwar ab und an interessiert, aber für mich auch nicht das ist, was ich mir unter Folk vorstelle.

Nun frage ich mich: Ist das doch der deutsche Folk und ich mag ihn einfach nicht, weil die “Volksmusik” so seicht daherkommt und die Liedermacher so überaus politisch sind? Fakt ist, dass sie beide mich nicht zum Tanzen bringen können. Da schwingt nichts in mir, da gibt es für mich keinen Beat (Ausnahmen siehe unten). Oder hat sich der deutsche Folk versteckt und ich finde ihn trotz des großen weiten Netzes nicht???

Ich kann mich für so viele Folkarten erwärmen und ich wünsche mir einfach, mich auch für den Folk aus meiner Heimat erwärmen zu können! Also, wer Infos hat -egal ob die eigene Meinung oder musikalische Empfehlungen – HER DAMIT! Ich brauche Input!

Bei den Liedermachern finde ich ab und an Ausnahmen, die mich zum Tanzen bringen können: Schlagsaite zum Beispiel, über die ich demnächst noch näher berichten werde, sind richtig gute, temporeiche Musiker, die ich gerne höre und zu denen ich singend durch die Küche tanzen kann. Aber sind das deutsche Folkelemente, die mich da zum tanzen bringen? Für mich klingt das eher nach Balkanfolk.

Auch eine Ausnahme aus dem Genre ist Stoppok, der durch seine Popelemente tanzbar wird.

Muss man das noch so trennen? Oder sind wir inzwischen so international und multikulturell, dass meine Gedanken überflüssig sind? Im Hier und Heute gibt es gute Folkbands, gerade das TFF Rudolstadt beweist das jedes Jahr vorbildlich aufs Neue. Vielleicht braucht man sie nicht auf ein Land oder eine traditionelle regionale Herkunft festzuklopfen? Was meint Ihr?

Apropos TFF Rudolstadt – selbst die Rudolstädter Folk-Giganten haben sich über mehrer Jahre bemüht, regionalen Deutschen Folk zu präsentieren und haben letztlich aufgegeben…

Ich bin gespannt auf Eure Antworten!

Grüße, Grüße,
Mina

Beitragsbild: “tff 2009 rudolstadt” von Kraetzsche auf flickr.com, Lizenz CC BY-ND 2.0

3 Gedanken zu „Folk oder nicht Folk, ist das wirklich die Frage?

  1. Liebe Mina,

    Ich kenne deinen Eindruck, den du von deutschsprachigem Folk hast, sehr gut.
    Ich bin ein alter 70er Jahre – Deutschfolk – Veteran, habe nach 1980 die irische Musik gründlichst beackert (Uilleann pipes, gälische sprache, sean – nós…) und komme mit dieser Erfahrung wieder auf die deutschen Volkslieder zurück. Es gibt eine ganze Menge davon, die man in alten Sammlungen aufspüren kann, die genauso grooven und swingen wie die irischen. Alles eine Sache von Phantasie, Erfahrung, Blick in die Musik der Nachbarländer, Wo ich dir Recht gebe: Vieles unserer Volkslieder ist nicht traditionell,sondern Kunstlieder oder Agitprop, und es gibt keine traditionellen Interpretationsformen mehr, sondern Chorwesen, Klassik oder Kitsch, Die alten Singweisen und Instrumente muss man wiederbeleben. Das passiert z. Z. schon mit Wald. Ich mache das mit der Gitarrenlaute, dem Epinette des Vosges und den Northumbrian pipes. Auf youtube kannst du unter “Tom Kannmacher” 7 Beispiele finden. Würde mich interessieren, was du davon hältst.

    Gruß Tom

    1. Lieber Tom,

      ganz herzlichen Dank für Deine Antwort!
      Was Du da schreibst, klingt sehr ermutigend! Ich hatte auch gesehen, dass Du einen Workshop bei Folksounds Elmstein gibst, zu dem Thema Deutsche Volkslieder. Da dachte ich direkt, dass das genau das ist, was mich bewegt. Leider bin nicht mal annähernd eine fortgeschrittene Musikerin, daher konnte ich mich für den Kurs nicht melden.

      Ich würde mich jedoch dennoch sehr gerne mit Dir über Deine Entdeckungen austauschen! Denn ich habe alleine das Problem, dass ich nicht weiß, wo ich suchen soll, wie ich weiter voran kommen soll.
      Ich bin allem Traditionellen sehr verbunden und finde es überaus wichtig, dass es erhalten, wiederbelebt wird.

      Ich schaue mir nun die Youtube Beiträge an und kommentiere dort direkt.

      Herzlichst und auf bald!
      Mina

      1. Liebe Mina,

        deine Kommentare zu meinen youtube – Beiträgen bedeuten mir sehr viel. Sie unterstützen mich in meiner Arbeit an diesen Liedern maßgeblich. Ich konnte in den letzten 40 Jahren mit irischer Musik die Sinnlücke nicht schließen, fremdsprachig zu singen, obwohl es gleichermaßen wertvollen Stoff in der eigenen Sprache gibt. Also habe ich mir die Aufgabe vorgenommen, eine zeitgemäße, gleichwertige, dabei mit einer einheimischen Tradition in Kontinuität stehende Interpretationsform zu erarbeiten, die dabei bühnenfähig und für den Hörer anspruchsvoll und bereichernd ist. Die Tradition der “Lieder zur Laute” war zwar von klassischen Sängern getragen, die auf Bühnen in romantischem Stil dargeboten haben, aber so hat es ja mit den Uilleann Pipes auch angefangen, die einmal als Kunstmusik – Dudelsack für Theater und Oper entwickelt worden sind. So habe ich kein Problem damit, meine studierte Konzertgitarrentechnik improvisiert als lokal deutsche Instrumentaltechnik in Folk – Philosophie weiter zu entwickeln. Das heißt:

        Improvisierte Begleitung
        Mit Groove und Swing, ohne Agogik/ Dynamik klassischer Art,
        Sound mit Sustain, umsponnene G – Saite, Carbonsaiten,
        Kontrabass – saiten als deutsche Spezialität
        Gesang natürlich, nicht klassisch

        Und die Liedauswahl geht nach dem Grundsatz “Hätte, wenn englischsprachig oder irisch, auch von Planxty oder Bothy Band gewählt werden können”. Also gute melodien, die musikalisch ergiebig für Weiterentwicklung sind (Kein Eine Seefahrt…) und in deren Texte etwas für uns auch heute noch substanzielles mitgeteilt wird, in kopletter, dramatisch schlüssiger Art (Viele Sachen in den Büchern sind nur unverständliche Fragmente, deren Grundlagen vergessen sind.) KEINE Kunstlieder, Salonlieder, Couplets, Agitprop, Pamphletgesänge, Schlager, Vaterlandslieder, Soldatenlieder, Volkstumskitsch,… all dem Zeug, das so tragisch missverständlich durch deutsche Köpfe auch als “Volkslied” geistert. Das können andere machen, kann ja auch zum Teil sehr schön und witzig sein, aber gibts schon zur Genüge. Mir geht es um die vergessene traditionelle Grundlage all dieser Genres.

        Mit dieser Arbeit ist man (noch ?) recht einsam und findet sehr schwer Möglichkeiten der Aufführung. Eine CD zu machen ist wirtschaftlich aussichtslos. (Habe eine zu Hause eingespielt und brenne sie einzeln…) Was es bräuchte, ist eben eine Körperschaft, ein Festival, ein Kongress…irgendwas, wo man die Sachen einer breiten Öffentlichkeit zeigen kann.
        Im Moment ist das für mich erst mal youtube, auf dem jeder das Material aufspüren kann. Wie lange das so bleibt, ist mir egal. Ich mache jedenfalls bis auf weiteres so weiter. Und deine Kommentare bestärken mich darin ganz entschieden.

        Was deine Teilnahme an meinem Workshop angeht: Komm ! Erstens sind die anderen Teilnehmer auch nicht alle weit entwickelte Musiker, und außerdem geht es primär um Lieder und Singen. Und die Volkslieder lebten zu 90 % in den alten Zeiten als unbegleiteter “deutscher Sean-nós” (von dem man diesbezüglich viel lernen kann.) Also wenn du singen kannst, wie auch immer, und die Sachen liebst, bist du richtig.

        Gruß Tom K.

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