Wie Koenix aus der Schweiz das Coronavirus erlebt

Koenix in Zeiten der Coronakrise

Die Mittelalter-Band Koenix aus der Schweiz ist nachdenklich geworden während der Coronakrise. Sie nutzt die Zeit um ihren Band-Bus zu stylen und freut sich darauf, nach Aufhebung der Maßnahmen wieder gemeinsam am Lagerfeuer musizieren zu dürfen.

Dies ist der erste Beitrag in der Artikelserie über das Leben der Folkmusiker während der Coronakrise.

Wie erlebt Koenix die aktuelle Situation in der Schweiz?

Das kulturelle Leben ist auch hier komplett abgewürgt. Die Absagen ziehen sich mittlerweile bis in den Frühsommer hinein. Über allen freischaffenden Musikern schweben fette Fragezeichen: Kriege ich Unterstützung vom Staat? Werden die Veranstalter überleben, bis die Eventverbote aufgelöst sind? Kann ich als Kulturschaffender irgendwie dazu beitragen, die Moral meiner Fans zu heben?

Die Solidarität mit den Künstlern ist auch in der Schweiz groß, allerdings ist die erste Priorität der Menschen richtigerweise, dass ihre Oma gesund bleibt – und nicht, dass jetzt das Konzert der Lieblingsband Koenix ins Wasser fällt.

Wie hat es für euch begonnen und was waren erste Gedanken?

Wir waren früh mit Absagen konfrontiert. Das hat auf die Moral geschlagen. Insbesondere für unseren Drummer Tomi ist es bitter: Es ist seine letzte Saison mit Koenix und er hat sich extrem darauf gefreut, das Tourleben noch einmal voll auszukosten. Vermutlich wird man die Ausgangssperren und Ladenschließungen so schnell wie möglich aufheben. Unsere Befürchtung ist aber dass größere Veranstaltungen noch monatelang ausgesetzt bleiben.

Was hat sich für Koenix verändert?

Die Absagen öffnen Raum, Aufgeschobenes endlich anzupacken. Wir werfen jetzt unsere eigene T-Shirt-Manufaktur wieder an und arbeiten intensiv an neuen Songs. Die Konzerttermine behalten wir reserviert. Der Plan ist, an jenen Tagen zusammen zukommen, ein Video zu produzieren, an der Bühnendeko herumzuwerkeln, den neuen Bandbus wohnlich zu stylen.

Wie durchsteht ihr die Krise?

Wir hatten vor, ein Live-Stream-Konzert zu produzieren, aber dann ging in meiner Familie unversehens eine Grippe um und wir mussten alles abblasen. Da ist man natürlich sensibilisiert jetzt – selbst wenn es nicht das Coronavirus ist. Danach waren wir eine Woche lang ziemlich demoralisiert. Gestern (am Donnerstag, 25.03.2020) haben wir ein Online-Band-Meeting einberufen. Jeder arbeitet jetzt für sich an seinen Projekten. Das machen wir von nun an jede Woche, tauschen uns aus, stellen neu geschriebene Songs für Koenix vor. Das hebt die Moral.

Was beobachtet Koenix im Alltag?

Noch die misslichste Situation hat ihre lichten Seiten: Ich lebe auf dem Dorf am Waldrand. Es herrscht ja keine totale Ausgangssperre. Es ist gestattet, auf die Straße zu gehen. Die Stille ist einzigartig. Die Welt atmet. Es herrscht eine friedvolle Atmosphäre – etwas melancholisch aber auch auf eine unerklärliche Art feierlich.

Unsere Songs handeln oft von Reisen in phantastische Welten. In den letzten Tagen kam es mir so vor, als ob eine dieser Welten zu uns gekommen wäre. Das hat mich berührt und gleichzeitig nachdenklich gemacht.

Wo holt ihr euch Hilfe?

Wir versuchen das erst mal mit Selbsthilfe. Wir hoffen, dass viele Veranstaltungen nachgeholt werden, dass nach der Coronakrise die Nachfrage steigt, weil alle den dringenden Wunsch verspüren, vor Freude zu explodieren und sich den Frühling 2020 aus dem Leib zu tanzen.

Was ängstigt euch?

Ich hatte übers Wochenende so ein übles Kratzen im Hals. Da habe ich mich natürlich schon gefragt: Ist es das Coronavirus? Aber das Gefühl verschwand nach ein paar Tagen.

Angst haben wir nicht, aber wir sorgen uns um unsere älteren Verwandten, um Freunde mit Vorerkrankungen, um das Personal in den Spitälern.

Was macht euch Mut?

Wir fragen uns, wie die Welt von Morgen aussehen wird. Das ist eine Ungewissheit, welche die gesamte Gesellschaft vereint – und gleichzeitig auch eine Chance: Wir haben es in der Hand, uns wieder mehr auf das Miteinander zu besinnen, den Wert des gemeinsamen Feierns zu schätzen, der Ekstase, des besinnlichen Miteinanders am Lagerfeuer.

Wem möchtet ihr Danke sagen?

Wir danken Tina W., die uns Mut zugesprochen hat und Koni F., der seit Tagen Extraschichten im Kantonsspital schiebt. Am meisten aber danken wir Frau W.W.W., die uns ermöglicht, nicht ganz zu vereinsamen und uns bei Thomann die neusten Studiokopfhörer zu ziehen – Coronavirus hin oder her.

Wie ist euer Blick in die Zukunft?

Die Zukunft war schon lange nicht mehr so offen wie jetzt gerade. Die Welt ist ein leeres Blatt. Es liegt an uns allen, eine neue Geschichte zu beginnen.

Was möchtet ihr hinzufügen?

Bleibt zuhause. Aber versucht, euren Kopf zwischendurch an die Sonne zu stecken und an die frische Luft – mit Sicherheitsabstand natürlich. Und schließt zwischendurch die Augen, stellt euch vor, was ihr alles tun wollt, wenn Corona vorbei ist.

Weitere Berichte, wie Künstler aus der Folkszene mit dem Coronavirus umgehen, findest Du über den Leitartikel “Folkmusiker erzählen: Die Coronakrise trifft uns hart“.

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