Am 23. Oktober 2020 ist das zweite Studioalbum der deutschen Folk-Band ZiRP erschienen. “Circle Divine” nennt sich das neue Meisterwerk, das ich euch hier in der Folk Review mal genauer vorstellen möchte.
Das Besondere an ZiRP ist der Einsatz der Drehleier, die der Musik der Band einen ungewöhnlichen Touch verleiht.
Das macht den ZiRP-Sound aus
Ganze acht Jahre ist es her, seit die aus Dresden stammende Band ZiRP ihr Debütalbum auf den Markt gebracht hat. Das Quartett ist für seine eigenwilligen Klänge bekannt: Auch auf ihrem zweiten Album “Circle Divine” beweisen die Jungs, dass innovative Lösungen ihr Ding sind. Die wichtigste Zutat in diesem musikalischen Folk-Potpourri ist die Drehleier, die Frontman Stephan Groth mit verschiedenen Soundeffekten verfremdet. “Hurdy Gurdy” – so lautet der englische Begriff für die Drehleier, aus dem sich die Bezeichnung “Hurdy Gurdy Fusion Folk” herleitet. Die Jungs verwenden diesen Namen für ihre Musik, die neben folkigen Sounds auch Elemente aus Jazz, Progressive und Disco enthält.
Folk Review: Wer steckt hinter ZiRP?
Die Band besteht aus vier abenteuerlustigen und aufgeweckten Jungs: Stephan Groth, Florian Kolditz, Florian M. Fügemann und Olaf Peters. Das Quartett wurde 2007 gegründet. Frontmann Stephan ist zudem seit 2009 bei der deutschen Pagan-Folk-Band “Faun” als Drehleierspieler tätig. Als er eine Anzeige in der lokalen Studentenzeitung schaltete, wollte Groth die Grenzen des Drehleierspiels testen. Olaf Peters wurde auf die Anzeige aufmerksam und meldete sich bei Stephan, später stieß der Rest der Band dazu.
Alles Hurdy Gurdy
Die Klänge der Drehleier sind das Erste, was einem beim Hören von “Circle Divine” auffällt. Neben der Drehleier kommen offen gestimmte (DADGAD) Akustik-Gitarren, Bassgitarren und Perkussionsinstrumente zum Einsatz. Der dicht gewebte Klangteppich auf “Circle Divine” ist üppig und überraschend facettenreich: Mit ihrem einzigartigen Sound beweist das Quartett, dass traditionelle Folk-Instrumente nicht nur in der Mittelalter- oder Marktmusik wirken können. Auf dem neuen Album von ZiRP sind instrumentale Eigenkompositionen zu hören. Stellenweise muten die Tracks wie typische Folk-Songs an, doch im Ganzen bedient sich die Band vieler verschiedener Musikstile von Disco bis Rock. Im Mittelpunkt steht natürlich die Drehleier, die für den markanten Sound der Band sorgt.
Lange Songs und experimentelle Sounds
Im Vergleich zu ihrem Debütalbum “Drehvolution” tobt sich das Quartett auf “Circle Divine” so richtig aus. Die Tracks haben im Schnitt eine Laufdauer von rund fünf Minuten und zeichnen sich durch einen eigenwilligen Aufbau aus. Auf Tracks wie “Uhrovec” oder “Odd Bourrée” kommt es beispielsweise ganz plötzlich zu Breaks. Beim Hören haben mich solche Parts dazu veranlasst, die Ohren zu spitzen. Dabei zieht sich stets ein roter Faden durch jede Komposition: Die Melodie der Drehleier wird bei Wiederholungen oft etwas ausgebaut und auch variiert, was den einzelnen Tracks Tiefgang verleiht. Für ihr Debütalbum stand die Band noch als Trio im Studio.
Tolle Melodien mit besonderem Flair
Im Großen und Ganzen muss ich zugeben, dass das Album durchaus gelungen ist. Dafür verantwortlich ist in erster Linie der Abwechslungsreichtum der Klänge, die die Jungs ihren Instrumenten auf “Circle Divine” entlocken. Beim Hören weiß man eben nie, was gerade auf einen zukommt – und genau das macht “Circle Divine” dermaßen spannend. Toll ist auch, dass sich auf diesem Album für jeden Hörer etwas Passendes findet: Als überzeugter Folk-Fan freust Du Dich bestimmt über Tracks wie “Kaleidoskop” oder auch “Low Lights”. “Odd Bourrée” und “Zirpelloise” kommen dann eher etwas härter und schneller daher, was für Rockfans durchaus ansprechend sein dürfte. Mir persönlich hat es der Titeltrack “Circle Divine” angetan. Der Song ist wunderbar stimmungsvoll und sogar ein klein wenig elegisch. Außerdem gehören auch “Mosaic” sowie “Uhrovec” zu meinen Favoriten: Beide Tracks überzeugen durch eine schwermütig anmutende Melodie, wobei “Uhrovec” in einen temporeichen Dance-Song übergeht.
“Circle Divine” ist ein ambitioniertes und gut gelungenes Album. Hier wird dem Hörer vor Augen – und Ohren – geführt, wie sich traditionelle Instrumente auf moderne Weise einsetzen lassen. Im Rahmen der Folk Review kann ich Dir das neue Album von ZiRP wärmstens empfehlen – vor allem an einem kalten Herbsttag und mit einer Tasse Kakao in der Hand.
Weitere Beiträge: